Auf Initiative von Daniel Barenboim wurde 2005 der Musikkindergarten Berlin gegründet. Die Arbeit begann mit 20 Kindern im Alter von drei und vier Jahren. Inzwischen ist der Kindergarten auf 60 Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren erweitert. Für die Aufnahme brauchen die Kinder keine musikalischen Kenntnisse, Begabungsnachweise o.ä. Die Eltern zahlen die berlinüblichen einkommensabhängigen Beiträge. Im ersten Jahr arbeiteten drei Erzieherinnen in dem Kindergarten, jetzt sind es acht Erzieherinnen und ein Erzieher. Sie alle spielen ein Instrument oder singen in Chören.

Leitlinie des Kindergartens ist „nicht die Musikererziehung, sondern die Erziehung der Kinder durch Musik“. Dies bedeutet: eine umfassende Bildung der Kinder mithilfe der Musik. So helfen das Singen und Hören-Lernen bei der Sprachentwicklung, unabhängig vom kulturellen Hintergrund des Kindes. Musik, Rhythmus und Bewegung unterstützen die Motorik, Singen und Musizieren fördern Wahrnehmung und soziale Kompetenz. Neben dem wöchentlichen Besuch von Musikern der Staatskapelle Berlin und der täglichen musikalischen Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher sind es gruppenübergreifende Projekte, die die Bildung durch und mit Musik strukturieren. Nach den bisherigen Projekten wie z.B. Karneval der Tiere, Stimmenzauber, Kiezmusikanten – sie werden von allen Kindern wahrgenommen, ziehen sich über mehrere Wochen hin und führen schlussendlich zu einer kleinen, nicht-öffentlichen Veranstaltung für die Eltern und Geschwister – folgt das Projekt Gefühle. Dazu werden alle Begriffe von Gefühlen gesammelt, die den Kindern beim Hören von Musik im Kindergarten ein- und auffallen. Aus diesen Begriffen wird eine Geschichte geschrieben und diese dann wieder in Musik übersetzt, gemeinsam mit den Kindern und den Musikern. Das Ergebnis hiervon wird wiederum den Eltern (und engen Freunden des Musikkindergartens) präsentiert.

Das Projekt „Musikkindergarten“ unterscheidet sich von anderen Ansätzen, die stärker der Musikpädagogik verpflichtet sind. Es geht im Berliner Musikkindergarten nicht um Musikerziehung, sondern um einen veränderten Bildungszugang für jedes Kind. Eine mimetische Pädagogik steht im Mittelpunkt. Die Kinder kommen sozial und kulturell aus unterschiedlichen Milieus; die Eltern haben ihre Wurzeln in derzeit 23 Nationen.

Die Realisierung dieses anspruchsvollen Ziels hängt ab von den qualifizierten musikalischen Anregungen, die regelmäßig und ehrenamtlich die Musiker der Staatskapelle Berlin geben, und von der Umsetzungskompetenz der Erzieherinnen und Erzieher. Träger des Musikkindergartens Berlin ist ein gemeinnütziger Verein, der auch die Spenden sammelt, die für die Finanzierung des sehr guten Personalschlüssels notwendig sind.

 

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